
CD Aufnahme – O Amor et Sublimitas
Ensemble RESONEZ
Mittelalterliche Gesänge von geistlicher Liebe aus Schweizer Quellen
O Amor et Sublimitas, das neueste Konzertprogramm des Ensemble RESONEZ, stellt schweizerische Musik aus dem Mittelalter vor. Die Schweiz verfügt über eine reiche Sammlung an mittelalterlichen Manuskripten, die Musiknotationen enthalten. Die Musikerinnen des Ensemble RESONEZ arbeiten mit den Originalhandschriften selbst. Sie verbinden klangliche Recherchen und Kreativität mit rigorosem Forschergeist und lassen so die mittelalterliche Musik lebendig werden. Ein-, zwei- und dreistimmige Stücke werden a cappella gesungen, andere monodische Stücke werden auf der Solo-Blockflöte gespielt.
Ziel dieses Projekts ist es, kulturelles Erbe in historischen Kirchen und Gebäuden der verschiedenen Regionen der Schweiz zum Klingen zu bringen. Die mittelalterliche Architektur ist jederzeit präsent und für alle sichtbar. Die musikalischen Zeugnisse dieser Zeit hingegen bleiben noch weitgehend unbekannt und werden erst durch eine historisch informierte Interpretation im Konzert erlebbar gemacht.
Veri floris sub figura, Konduktus
O Amor et Sublimitas ist ein Folgeprojekt der Tournee O Amor Deus, welche 2023-24 mit insgesamt 9 Konzertdaten das Programm in die Kantone Basel-Stadt, Jura, Freiburg, Waadt, Wallis, Neuenburg, Genf und Tessin führte. Das letzte Konzert fand im Oktober 2024 im Rahmen des Basler Festivals TEXTUR statt, welches zusätzlich mehrere Ateliers rund um die Basler Liederhandschrift anbot.
Dank dieser intensiven Auseinandersetzung mit den Handschriften und der wiederholten Interpretation im Konzert wurde deutlich, dass dieses seltene und ausserordentlich schöne Repertoire, das zu grossen Teilen noch nie aufgenommen worden ist, auch ausserhalb des Konzertrahmens einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden sollte. Zum Zweck einer forschungsbasierten Tonaufzeichnung wurde das Programm inhaltlich erweitert. Es wird im Oktober 2025 durch das Label Schweizer Fonogramm in der Abbaye de Bonmont aufgenommen und kommt im Frühling 2026 als CD heraus.

© Philippe Jaquet
Die göttliche Liebe steht im Mittelpunkt des neuen Programms. Das Stück, das dem Programm seinen Titel gibt, wird Philipp dem Kanzler zugeschrieben, einem grossen Denker des frühen 13. Jahrhunderts, der an der Universität von Paris lehrte und zahlreiche religiöse Gedichte und Lieder schrieb. Sein Konduktus „O Amor Deus Deitas“ ist in zwei Manuskripten festgehalten, die heute in Basel aufbewahrt sind.
Ungewöhnlich sinnlich sind die Metaphern der Liebe Gottes, in vielen der überlieferten religiösen Gedichte. Zu den berühmtesten Beispielen dafür zählt die Sequenz Virgines caste, die Abelard, einem Mönch aus dem 12. Jahrhundert, zugeschrieben wird: geprägt von seiner legendären Liebe zu Eloise lässt er darin irdisches und göttliches Verlangen Eins werden. Im alemannischen Sprachraum zeugt das geistliche Lied Wene herze, wenent ougen, das einzig in der Basler Liederhandschrift überliefert ist, von der Innigkeit, die der mystischen Lyrik des Mittelalters eigen ist und sie so berührend macht.
Die besondere Schönheit des geistlichen Repertoires, zugleich tiefgründig, festlich und voller Licht, wird in Kirchen mit grossem Raumhall ideal zur Geltung gebracht. Dieses Programm lädt ein zum Eintauchen ins Intime, in die Empfindsamkeit, und auch zur Öffnung gegenüber Unbekanntem, dessen Quelle doch in nächster Nähe ist.
Die wesentlichen musikalischen Quellen des Programms sind die Basler Liederhandschrift, ein Graduale der Zisterzienserinnenabtei La Maigrauge in Fribourg, das Kantionale des Thomas Kress des Kleinbasler Kartäuserklosters, der Codex Engelberg und der Codex 383 der St. Galler Stiftsbibliothek, welcher im 13. Jahrhundert in der Kathedrale von Lausanne verfasst worden ist.
Künstlerisches Team:
Ensemble RESONEZ:
Angélique Greuter, Gesang und künstlerische Leitung
Ann Allen, Gesang
Esther Labourdette, Gesang
Katarina Šter, Gesang
Marie Verstraete, Blockflöten

Basler Liederhandschrift © Angelique Greuter
Ensemble RESONEZ
Das Ensemble RESONEZ tritt seit 2020 in unterschiedlichen Formationen auf und ist spezialisiert in Mittelaltermusik. Die Musikerinnen verbinden klangliche Recherchen und Kreativität mit rigorosem Forschergeist und verstehen es, dem heutigen Ohr die Musik aus früheren Jahrhunderten zugänglich zu machen. Sie stützen sich bei ihrer Arbeit stets auf musikwissenschaftliche Kenntnisse und transkribieren die Originalhandschriften selbst. In ihre Interpretationen lassen sie auch ihre eigenen künstlerischen Persönlichkeiten und ihre weiteren musikalischen Erfahrungen einfliessen. Das Ergebnis ist eine lebendige mittelalterliche Musik, die für heutige Zuhörer:innen überraschend schön, spannend und mitreissend wirkt.
Nebst Auftritten in romanischen und gotischen Kirchen (Kartäuserkirche Basel, Wehrkirche St. Arbogast in Muttenz, Collégiale von St. Ursanne, Dorfkirche Riehen, Romanische Kirche von Kleinhöchstetten) spielte das Ensemble ebenfalls in der renommierten Sammlung mittelalterlicher Textilien der Abegg-Stiftung im Kanton Bern. Im November 2022 war das Ensemble zu Gast im bird’s eye jazz club von Basel im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Festival TEXTUR – Alte Musik in neuen Kombinationen und der Reihe Spiegelungen.